03 Arch.

Resonanzraum der Stadt vs.

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Stadtquartier an der Leopoldstraße, München

Ganz früh morgens, kurz bevor die Sonne aufgeht, ist der schönste Moment. Die Architektur der Stadt kristallisiert sich langsam aus dem Licht heraus und wirkt dabei wie ein selbstreferenzielles Bühnenbild. Die Präzision des Städtebaus von Leo von Klenze, die Verschränkung des Raums zwischen Odeonsplatz und Wittelsbacherplatz als Gelenk zwischen Altstadt und Ludwigstraße wirkt beinahe körperlich.

Schwarzplan
Historischer Stadtplan München
Piktogramm Räumliche Bezüge / Schwarzplan
Lageplan

Die städtebauliche Strategie knüpft an die historische Achse Ludwigstraße–Leopoldstraße an. Die Platzfolgen der Ludwigstraße und der mit Säulenpappeln definierte Straßenraum der Leopoldstraße werden fortgesetzt. So entsteht eine zusammenhängende Abfolge von Stadträumen: vom Odeonsplatz bis zum Mittleren Ring.
Klenzes Städtebau am Odeonsplatz mit einer präzisen Setzung von Solitären wurde zum Vorbild. Das Figur-Grund-Spiel der zueinander versetzten Blöcke schafft klar definierte Stadträume: ein Raum von fast rationalistischer Prägung. Ausgangspunkt sind die Zwischenräume, Platzfolgen und Gassen des Areals. So entsteht eine Raumfolge, die sich in den Rhythmus der Umgebung eintaktet, die fragmentierten Strukturen zusammenbindet und Urbanität schafft.
Die Baukörper sind Solitäre mit gemischter Nutzung. Das großzügig überhöhte Erdgeschoss ist die öffentlich zugängliche Ebene; darüber liegen Räume zum Wohnen und Arbeiten. Architektonische Leitbilder sind die großmaßstäbliche Architektur der Ludwigstraße und der Typus des klassischen europäischen Boulevards mit einheitlicher Materialität und durchgehenden Trauf- und Stockwerkshöhen.

Stadtquartier an der Leopoldstraße, München
Wettbewerb: 2007, 1. Preis
Realisierung: 2013–2019
Auftraggeberin: Jost Hurler Beteiligungs- und Verwaltungs GmbH & Co. KG
Planungsumfang: Städtebaulicher Rahmenplan, Bebauungsplan
Nutzung: Wohnen, Hotel, Büro, Gewerbe, Tiefgarage
Geschossfläche: Gesamt 89.000 m², Wohnen 27.000 m², Gewerbe und Büro 62.000 m²
Freiraumplanung: ver.de Landschaftsarchitektur
Architektur/Zusammenarbeit: Max Dudler Architekten, Hild und K Architekten, Hilmer Sattler Architekten Ahlers Albrecht, ATP
Fotografie: Walter Mair (S. 1), Pk. Odessa Co (S. 8, 9, 10)
Team: Judith Burgerova, Andreas Garkisch, Martin Hamann, Marc Hofmann, Arndt Jagenlauf, Tina Ringelmann, Karin Schmid, Michael Wimmer, Nikolas Witte u. a.
Historischer Stadtplan (S. 4): Bayerische Staatsbibliothek, aus: Wenng, Gustav: Topographischer Atlas von München (1849); Referenzraum (S. 5): Stadtpläne, Collage City, Colin Rowe (1, 2) Figur-Grund-Schema (3) IIT Campus Chicago, 1958 (4); Zeitschrift (S. 12): Züger, Roland: Echokammern der Stadt. Quartier am Schwabing Tor von 03 Architekten, in: werk, bauen + wohnen 10–2017 (2017), S. 34–39