03 Arch.

Struktur und Fügung vs.

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Grundriss Wohnung

Das knappe Apartment mit Kochnische, Bad und Wohnbereich wird zum Nukleus eines Systems von Räumen.

Wohnheim für Studierende, Giggenhauser Straße, Freising

Die Reihung der Module folgt einem räumlichen Prinzip. Vor- und Rücksprünge und verschobene Achsen lassen Innen wie Außen unterschiedliche Raumbeziehungen und Raumformen zu.

Struktur
Grundriss Regelgeschoss

Die strukturelle Idee bleibt im Inneren erlebbar. Hervortretende Stützen, Schottwände und Decken werden in rohem Beton belassen. Die Treppenräume werden mit horizontaler Bretterschalung als Räume mit Relevanz besonders gestaltet.

Die Erschließung zwischen den Zellen verkommt dadurch nicht zum schnöden Mittelgang; Aufweitungen am Treppenhaus und Versprünge mit Blicken in den Hof lassen informelle Kommunikationsräume entstehen.

Die Fassade ist ein Abbild der Struktur. Jedes Apartment verfügt über ein innenbündiges bodentiefes Fenster mit französischem Balkon und ein festverglastes, außenbündiges Fenster, dessen Brüstungshöhe exakt zum Schreibtisch passt. So entsteht Raum Innen wie Außen. Die Struktur der Zimmer wird über schalungsglatte Betonfertigteile wabenartig abgebildet. Die Füllung der Wabe mit farbigem Glasmosaik kontrastiert in seinem Glanz mit der Stumpfheit des Beton.

Stadträumlich entstehen durch die Idee der Gebäudestruktur Vor- und Rücksprünge, präzise Raumkanten, präsente Gebäudeköpfe, geschützte und intime Terrassen, platzartige Aufweitungen. Die Farbigkeit folgt der stadträumlichen Idee: Rubinrote Fassaden zum gemeinschaftlichen Plateau; Grau-blaue Fassaden zu den Erschließungsseiten.

Die Farbigkeit der Fassaden findet sich jeweils invers wieder in der innenarchitektonischen Ausgestaltung der Apartments.

Die Erweiterung der bestehenden Wohnanlage für Studierende am Freisinger Hochschulstandort der Technischen Universität München versteht die Nachverdichtung als Chance, eine Anlage mit neuen Aufenthaltsqualitäten zu schaffen, welche die spezifischen Besonderheiten des Ortes aufnimmt. Der erste Neubauteil mit drei im Grundriss versetzten Gebäudezeilen auf einem Parkdeck nutzt die Topografie und hebt die Aufenthaltsbereiche so an, dass sich von den gemeinschaftlichen Freiräumen Ausblicke nach Süden auf die Auenlandschaft an der Moosach öffnen. Unterschiedliche Niveaus, Höfe und Plätze mit verschiedenen Pflanz- und Vegetationszonen laden zum Verweilen, Treffen und Kommunizieren ein. Die Versprünge im Grundriss verwandeln die klassische Mittelgangerschließung in ein abwechslungsreiches, internes Wegenetz mit Aufweitungen und Ausblicken. Großzügige, in brettergeschaltem Ortbeton erbaute Treppenräume mit zenitalem Oberlicht und Betonwerksteinbelag verbinden die Geschosse. An der Fassade bildet sich die Zellenstruktur der Apartments über ein Wabenmuster aus schalungsglatten Betonfertigteilen, gefüllt mit farbigem Glasmosaik und unterschiedlichen Öffnungselementen ab. Dabei werden die Fassaden zum Hof in Rubinrot und diejenigen zur Straße in Graublau gehalten. In den Zimmern kehren diese Farben wieder: bei Vorhängen, mit Linoleum bezogenen Schreibtischen und den Büchernischen am Bett.

Schwarzplan

Wohnheim für Studierende, Giggenhauser Straße, Freising, 1. Bauabschnitt
Wettbewerb: 2014, 1. Preis
Realisierung: 2017–2021
Auftraggeberin: Studierendenwerk München Oberbayern
Planungsumfang: Bebauungsplan, LPH 1–9, LPH 6–9 mit CL MAP GmbH
Nutzung: 119 Wohnheimplätze in 113 Wohneinheiten, Gemeinschaftsräume, Parkdeck
Geschossfläche: 4.178 m², Wohnfläche: 2.704 m²
Zusammenarbeit: realgrün Landschaftsarchitekten (Freiraumplanung), Prof. Feix Ingenieure (Tragwerksplanung)
Fotografie: Pk. Odessa Co (S. 3, 8, 10, 11, 12, 14, 15, 17, 18, 20, 21)
Team: Cristina Catoiu, Milan Chakrabarti, Lukas Eibl, Felicia Ender, Verena Fridrich, Andreas Garkisch, Anika Geißendörfer, Verena Heyn, Marc Hofmann, Julia Horn, Leopold Mücke, Karin Schmid, Michael Wimmer u. a.